Oleksii Kuraiev || HAB

„Die Ukrainer unter Sächsischem Szepter: Deutsche Vorstellungen über das Ukrainische Kosakenheer im Zeitalter der Aufklärung: Architektonik des Wissens im Kontext geopolitischer Entwicklungen 1700-1796 (Vorhaben auf Grundlage der Bestände der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)“ ist die Analyse und Wiederherstellung von politischen Hintergründe der Beschäftigung mit der ukrainischen Problematik in Deutschland im 18. Jahrhundert. Es geht vor […]

Neues Postdoc-Stipendium für ostmitteleuropäische Wissenschaftler*innen in Gotha, Halle und Wolfenbüttel (3 Monate) || HAB

18. September 2023   Das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt, die Franckeschen Stiftungen zu Halle und die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel vergeben für das Jahr 2024 erstmals ein dreimonatiges Stipendium an eine/n exzellent promovierte/n Wissenschaftler/in aus dem ostmitteleuropäischen Raum für die Erforschung ihrer Bestände. „Die stärkere Anbindung ostmitteleuropäischer Forscherinnen und Forscher soll den Blick auf […]

Thomas Biskup || HAB

Herbaria, i.e. collections of dried and pressed plants, have been central to the practice of botany, and hence a key discipline of the natural sciences, since the 16th century. Focussing on a set of herbaria compiled in the early 18th century (which form part of the HAB’s collections), this project is aimed at defining early modern […]

Martin Klebes || HAB

My project, “Making Conversation,” traces key moments in the discursive history of the concept and medium of the conversation both backwards to the Enlightenment, and forward to our present moment and imminent future, in particular the media shift from reading to listening (epitomized by the cultural currency of the podcast), and the advent of artificial […]

Käfig || HAB

07. September 2023

 

Im Jahr 2005 wurde die afghanische Dichterin und Journalistin Nadia Anjuman – mit nicht einmal 25 Jahren – von ihrem Ehemann erschlagen. Im selben Jahr hatte sie ihren ersten Lyrikband publiziert, der in Afghanistan und im Iran sehr populär wurde. Ihr klassischer Stil und ihr „Nähzirkel von Herat“, in dem Frauen unter dem Deckmantel der Handarbeit studierten, begründeten ihren Ruhm.

Die Buch- und Textilkünstlerin Carola Willbrand (geb. 1952) erinnert in ihrem Künstlerbuch „Käfig“ an Anjuman und setzt gleichzeitig ein Zeichen für weibliche Autorschaft. Das Künstlerbuch besteht aus drei Elementen (Abb. 1): einer Stola und zwei Büchern.

Abb. 1: Carola Willbrand: Käfig, 2020. //www.hab.de/wp-content/uploads/2023/09/hab-hablog-kaefig-abb-1.jpg
Abb. 1: Carola Willbrand: Käfig, 2020.

Die Stola besteht aus schwarzem Stoff mit aufgenähter weißer Spitze mit floralem Muster, in die an den Enden zwei große Taschen eingenäht sind. Auf der Innenseite der Stola stehen in weißer Handschrift Namen und Lebensdaten von 28 während der Zeit des Nationalsozialismus verbotenen Autorinnen. In den Taschen sind zwei Bücher verborgen. Die beiden Bücher, die die Stola umschließt, tragen die Titel „Erinnerungen hellblau“ und „Erinnerungen grau“. Die Bücher bestehen aus Papieren, die die Künstlerin aus eigener getragener Kleidung handgeschöpft hat. Sie sind gefärbt, mit Monotypien bedruckt und mit Fadenheftung versehen.

Bei dem querformatigen „Erinnerungen grau“ (Abb. 2, 3) hat man den Eindruck, durch ein Familienalbum zu blättern: Es sind Fotografien, die die Betrachter*innen in die gemütliche Wohnstube vergangener Zeit versetzen.

Abb. 2: Carola Willbrand: Käfig. Erinnerungen grau. //www.hab.de/wp-content/uploads/2023/09/hab-hablog-kaefig-abb-2.jpg
Abb. 2: Carola Willbrand: Käfig. Erinnerungen grau.
Abb. 3: Carola Willbrand: Käfig. Erinnerungen grau. //www.hab.de/wp-content/uploads/2023/09/hab-hablog-kaefig-abb-3.jpg
Abb. 3: Carola Willbrand: Käfig. Erinnerungen grau.

Umgeben von geblümten Tapeten, weißen Gardinen und plüschigen Sofakissen sitzen allein oder in der Gruppe Personen, die nicht genau erkennbar sind. Begleitet werden die Fotografien von einem Text der Künstlerin. Sie schildert eine Situation, wie es diese in vielen Familien geben könnte – Menschen sitzen zusammen, sie essen und trinken gemeinsam und immer wieder kommt eine Geschichte auf, die sie alle miteinander verbindet. In diesem Fall ist es die Geschichte von einem Mann im schwarzen Mantel, der regelmäßig an einer belebten Straßenecke anzutreffen war: „Er öffnete den Mantel. Weit hielt er die Innenseiten nach Außen. Der Mantel hatte viele Innentaschen. In den Innentaschen waren Bücher. Die Bücher, die verboten waren.“ Die Künstlerin ergänzt: „Ich stelle mir vor, alle Bücher in den vielen Innentaschen waren die Bücher der verbotenen Autorinnen, Dichterinnen, Schriftstellerinnen, Künstlerinnen.“

Das zweite Buch „Erinnerungen hellblau“ (Abb. 4,5,6,7) ist Nadia Anjuman gewidmet. Auf der ersten Seite des hochformatigen Buches aus hellblauem Papier ist die deutsche Übersetzung eines Ghasels – einer arabischen Gedichtform – von Nadia Anjuman in der Handschrift Willbrands wiedergegeben. Auf den folgenden Seiten finden sich mit der Nähmaschine gestaltete Elemente, eine Anlehnung an den „Nähzirkel von Herat“: Genähte Linien formen aus Köpfen hervortretende Strukturen als Assoziationen an frei fließende Gedanken und Ideen. Sie enden mit dem Bild zweier Frauen in hellblauen Burkas. Die Kreativität verschwindet unter der Verschleierung. Auf der letzten Seite erinnert Carola Willbrand in einer kurzen Biografie an Nadia Anjuman.

Die drei Elemente des Künstlerbuches „Käfig“ vereinen sich durch die Verhüllung. Dabei verhüllt die Stola nicht nur die in den Innentaschen verborgenen Bücher, sie hat gleichzeitig performativen Charakter. Die schwarze Stola um die Schultern gelegt, wird man selbst zum Mann im schwarzen Mantel, mit den verborgenen Büchern in den Taschen und den Namen der verbotenen Autorinnen auf dem Rücken. Man wird aber auch zu einer der Frauen, die unter dem schwarzen Stoff verschwinden (Abb. 8).

Abb. 8: Carola Willbrand: Käfig, 2020. //www.hab.de/wp-content/uploads/2023/09/hab-hablog-kaefig-abb-8.jpg
Abb. 8: Carola Willbrand: Käfig, 2020.

Gemäß dem Titel ihrer Publikation „Alle meine Künstlerinnen sind Superheldinnen“ fokussiert Carola Willbrand ihre eigene Arbeit auf weibliche Autorschaft und Kreativität. Auf der Suche nach weiblichen Vorbildern und weibliche Vorbilder schaffend, widmet sie sich in ihren Performances und Künstlerbüchern explizit berühmten, aber auch zum Teil vergessenen Protagonistinnen. „Käfig“ ist das erste Buch der Künstlerin in der Sammlung der Herzog August Bibliothek und wurde 2021 erworben. Das Künstlerbuch ist eine von 20 vorgestellten Erwerbungen in der Neuerscheinung „Der rote Faden. Künstlerbücher der Herzog August Bibliothek 2000-2020“ (2023).

„Der rote Faden“ stellt eine Auswahl der buchkünstlerischen Erwerbungen der Herzog August Bibliothek aus den Jahren 2000 – 2020 in Text und Bild vor. Mit zahlreichen Abbildungen und Hintergrundinformationen werden Künstlerbücher von Buchkünstler*innen in den Blick genommen, die in ihren Themen, Materialien und Techniken ganz unterschiedlich sind und verdeutlichen, dass sich der rote Faden der Ankaufspolitik aus vielen Strängen konstruiert.


Titelbild: Carola Willbrand: Käfig. Erinnerungen hellblau.


Fabeln – (nicht nur) von Lessing! || HAB

5. September 2023 Gemeinsam mit der Lessing-Akademie nimmt die Herzog August Bibliothek als Veranstalterin an der diesjährigen Wolfenbütteler Kulturnacht teil. Im Lessinghaus findet eine spannende Mischung aus Lesung und Ausstellung statt. Kathrin Reinhardt liest ausgewählte Fabeln. Damit alle interessierten Besucher*innen einen Platz finden können, findet die Lesung zweimal statt – einmal mit Beginn um 19:30 […]