Am 19. Juni ist Tag der Offenen Gesellschaft – ein Aktionstag für Vielfalt, Zusammenhalt und Demokratie, den auch der Deutsche Bibliotheksverband Thüringen befürwortet. Die Initiatoren der Aktion rufen in diesem Jahr insbesondere die Bibliotheken auf, mit Aktionstischen unter freiem Himmel dabei zu sein, Menschen ins Gespräch zu bringen und zum Diskurs anzuregen.
Doch wie geht das? Und ist das überhaupt (noch) möglich? Stellt man einen Tisch vor seine Bibliothek mit einem Schild drauf: „Offene Diskussion möglich!“, was passiert dann? Entsteht ein Diskurs zwischen allen, die Lust darauf haben? Oder nur noch zwischen denen, die sich trauen? Wie lange dauert es, bis sich über den Anderen empört wird? Und wie hoch ist die eigene Schmerzgrenze? Wieviel fremde Meinung ist man selbst bereit auszuhalten?
Offene Gesellschaft wird häufig zwischen extremen Polen diskutiert: zwischen „alles akzeptieren“ und „denen aber kein Podium bieten“ steht meist ein großes Spannungsfeld an Gefühlen und Meinungen zur Debatte. Auch der „tausendfach geprüfte“ alternative oder reelle Fakt hilft in einer emotionalen Diskussion dann nicht mehr weiter. Und irgendwann geht man wütend auseinander. Seltsam, wo sich doch oft die zerstrittenen Parteien wenigstens darin einig sind, dass Diskurs möglich sein und bleiben muss.
Offene Gesellschaft hat viel mit Werten zu tun: den eigenen, aber auch denen der Anderen. Jedoch bewahrt die Offene Gesellschaft nicht diese oder jene Werte, sondern die friedliche Interaktion zwischen ihnen. Offene Gesellschaft bedeutet also immer Interaktion zwischen allen, die an ihr teilhaben wollen und dürfen. Niemand kann das allein. Und niemand darf außen vor gelassen werden.
Wo wird denn Offenheit gepflegt, wenn nicht in einer Öffentlichen Bibliothek? Ins Haus kommen der Student, der Bäcker, der Flüchtling, der Robotikexperte, der Heimatforscher. Kinder, Senioren, Philatelisten, Kosmonauten. Kleine Leute, große Leute, gut Gelaunte, mies Gestimmte, Ausgegrenzte, Partygänger – kurz: der ganze Querschnitt der Gesellschaft kommt in die Bibliothek, weil jeder hier etwas für sich findet.
Und wer in einer Bibliothek arbeitet, nimmt jeden Besucher, wie er ist und bringt ihm Wertschätzung entgegen. Versucht, mit allen klar zu kommen, auch all denen, die sich da draußen nicht miteinander vertragen können, Unzufriedenheit und Wut aufeinander mitbringen. Deswegen sagen wir als Thüringer Bibliotheksverband in Vertretung der Bibliotheken: Was wir können, könnt ihr auch! Nehmt es miteinander auf! Begegnet euch! In einer Zeit, in der soziale Kontakte selten geworden sind, umso mehr. Bei uns oder woanders. Ob am Tisch vor der Bibliothek, im Netz oder quer über euren Gartenzaun. Aber redet. Und hört zu. Seid konstruktiv. Für eine Offene Gesellschaft. Für Alle.
Ansprechpartnerin: Milena Pfafferott
Informationen zum Tag der Offenen Gesellschaft:https://www.die-offene-gesellschaft.de/tag-der-offenen-gesellschaft-2021

Bitte stören! – Deutscher Bibliotheksverband Thüringen unterstützt den „Tag der Offenen Gesellschaft“ am 19. Juni 2021

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