Aus Anlass des „Tage der Bibliotheken“ am 24. Oktober lud der Landesverband Baden-Württemberg im Deutschen Bibliotheksverband am vergangenen Donnerstag Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung zu einem Mittagsgespräch ein. Ein Mittagsgespräch mit wenigen analogen Gästen, dafür jedoch einem breiten Publikum an den Bildschirmen per LiveStream. Das Motto in diesem Jahr und das hybride Veranstaltungsformat spiegelten dabei die derzeitig vorherrschende Lage wieder: “Bibliotheken meistern die Krise?!”.
Ein Titel, der nicht umsonst mit einem Frage- und einem Ausrufezeichen versehen wurde. Der Vorsitzende des baden-württembergischen Bibliotheksverbandes, Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, verdeutlicht: „Die Bibliotheken haben mit ihren Mitarbeiterteams während des Lockdowns und in der Folgezeit Flexibilität, Einfallsreichtum und großes Engagement bewiesen, um den kontinuierlichen Kontakt mit den Menschen sowie ein Medien- und Kulturangebot aufrechtzuerhalten.“ So werden heute beispielsweise in vielen Bibliotheken mehr statt weniger Medien sowohl im physischen als auch im digitalen Bereich gebraucht. Zusätzlich werden die Bibliotheken von ihren Nutzerinnen und Nutzern derzeit als frei zugängliche Orte der Bildung, Teilhabe und Kultur sowie in ihrer Funktion als Wissensspeicher, Lern- und Aufenthaltsort stark gefordert und vermisst.
Dass die Bibliotheken jedoch nicht nur Lob und optimistische Aussichten genießen und das Fragezeichen gleichwertig ausgefüllt werden muss, zeigte sich in dem Bericht über den am Vormittag digital durchgeführten Austausch mit den Vertreter*innen der Mitgliedsbibliotheken des Verbandes: Die Hygienevorschriften und ortsgebundenen Regelungen schränken den Bibliotheksbetrieb nicht nur im Bereich des Erfahrungs- und Lernortes deutlich ein. Hinzu kommen fehlende personelle und monetäre Kapazitäten als Auswirkungen auf die derzeitige Pandemiesituation. Insbesondere betroffen sind hier die kommunalen öffentlichen Bibliotheken als freiwillige Leistung der Kommunen.
Der Vorsitzende Dr. Frank Mentrup ließ es sich dennoch nicht nehmen, im politischen Mittagsgespräch über die Zukunft der Bibliotheken im Land mit Blick über die Krise hinaus zu sprechen. Als große Herausforderungen der Zukunft wurden die Themen Bibliotheken als ‚Dritte Orte‘, Digitalisierung und die Schließung sogenannter ‚weißer Flecken‘ hervorgehoben. Hinzu käme die Stärkung des Verbandes als leistungsfähige unabhängige Vertretung, die ein starkes Bibliothekssystem und zukünftige Entwicklungen ihrerseits flankiert. Ein erster Schritt in diese Richtung gelang dem baden-württembergischen Bibliotheksverband Ende letzten Jahres durch die Bewilligung von Finanzmitteln auf Antrag der Regierungsfraktionen. Damit verbunden wurde der Auftrag, einen Bibliotheksentwicklungsplan für Baden-Württemberg zu entwickeln, der 2021 vorgelegt werden soll.
Die Bedeutung von Bibliotheken als Orte, die Brücken in die Zukunft bauen und Teilhabe ermöglichen, betonte ebenfalls die Landtagsvizepräsidentin Sabine Kurtz MdL. Im Namen der CDU-Fraktion sprach sie sich dafür aus, sowohl für die Bibliotheken als auch für den Bibliotheksverband die Rahmenbedingungen schaffen zu wollen, die Kultur und den vielfältigen Kulturort Bibliothek auch in der Zukunft möglich machen.
Staatssekretär Volker Schebesta MdL, der als Vertreter des Kultusministeriums und in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des dbv Landesverbands anwesend war, lobte die Bibliotheken für ihren Umgang mit und in der Pandemiesituation und stellte die Bedeutung der Bibliotheken in der Leseförderung heraus.
Als Höhepunkt und Schlussakt dieses Mittagsgesprächs wurde schließlich die neue Geschäftsstelle des Landesverbandes zusammen mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung eingeweiht.
Für die Landtagsfraktion Bündnis90/Die Grünen schloss Frau Stefanie Seemann mit anerkennenden und unterstützenden Worten zu dieser Einweihung und dem Tag der Bibliotheken. Die Bibliotheken als Orte, an denen man mehr über sich und andere erfahren könne, seien in der Krise mutig vorangegangen und müssen auf diesem Wege weiter unterstützt werden.
Das Ausrufezeichen des vielschichtigen Mottos „Bibliotheken meistern die Krise?!“ und ein optimistischer Ausblick schienen somit am Ende dieses hybriden Events trotz Krise zu überwiegen.
Zum Tag der Bibliotheken:
Bildung und Wissen spielen für die Zukunftsfähigkeit von Baden-Württemberg eine zentrale Rolle. Bibliotheken sichern den Zugang zu Wissensquellen für alle Bürgerinnen und Bürger, fördern Lese- und Sprachkompetenz und unterstützen Schule, Ausbildung, Wissenschaft, Forschung und Lehre. Bibliotheken sind für die Wissensgesellschaft unverzichtbarer denn je. Um den Blick der Politik und der Öffentlichkeit auf die Leistungsfähigkeit und die Angebotsvielfalt der Bibliotheken zu lenken, finden rund um den 24. Oktober, dem Tag der Bibliotheken, landes- und bundesweit Aktionen statt.
Weitere Informationen: http://www.tag-der-bibliotheken-bw.de https://www.bibliotheksverband.de/dbv/kampagnen-und-aktionstage/tagder-bibliotheken.html

Der Landesverband Baden-Württemberg im Deutschen Bibliotheksverband e.V. (dbv):
Der Landesverband Baden-Württemberg im Deutschen Bibliotheksverband e.V. (dbv) setzt sich seit über 50 Jahren für Bibliotheken im Bundesland Baden-Württemberg ein. Er vertritt mehr als 240 Mitglieder mit rund 400 Bibliotheken. Sein Anliegen ist es, die Wirkung von Bibliotheken in Kultur und Bildung sichtbar zu machen und ihre Rolle in der Gesellschaft zu stärken. Vorsitzender des Verbandes ist der Karlsruher Oberbürgermeister, Dr. Frank Mentrup.

Pressekontakt:
Andrea Krieg
Geschäftsführerin des Landesverbandes Baden-Württemberg im Deutschen Bibliotheksverband (dbv) e.V. Geschäftsstelle, Silberburgstraße 158, 70178 Stuttgart Telefon 0721/133-4200 und 0711/99 59 852-0

„Bibliotheken meistern die Krise?!“ – Mittagsgespräch des baden-württembergischen Bibliotheksverbandes

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