Die European Federation of Academies of Sciences and Humanities (ALLEA) hat in einer Stellungnahme zur internationalen Open Access Week 2023 ihre Mitgliedsakademien und die breitere Forschungsgemeinschaft zur Eindämmung von Predatory Practices – räuberischen Publikationspraktiken – in der wissenschaftlichen Publikationslandschaft aufgerufen. Das Papier benennt die Ursachen für das Erstarken solcher Praktiken und deren negativen Auswirkungen auf das wissenschaftliche Publikationssystem. Zugleich gibt die ALLEA in dem Dokument Handlungsanweisungen, um dieser Entwicklung entgegenzutreten. 

Negative Begleiterscheinung des Gold Open Access

Obwohl die Entwicklung des Open-Access-Publizierens im Allgemeinen positiv zu bewerten sei, kritisiert die ALLEA, dass das Gold-Open-Access-Modell Ungleichheiten für Forscher*innen in verschiedenen Disziplinen, Karrierestufen und geografischen Regionen schaffen kann. Weitere unbeabsichtigte Folgen seien die Einschränkung der Autonomie der Autor*innen in Bezug auf den Publikationsort, die zunehmende Monetarisierung des akademischen Forschungsbetriebs und das massenhafte Aufkommen von Predatory Journals, deren Redaktions- und Publikationsstandards nicht mit denen der Forschungsgemeinschaft übereinstimmen. Besonders beim Predatory Publishing sieht die ALLEA die Gefahr, dass dies die Integrität der Forschung untergräbt, sich weiter in der allgemeinen Forschungskultur verankert und zur Verschwendung von finanziellen und personellen Ressourcen führt.

Autor*innen aufklären, Forschungsbewertungskriterien reformieren

Die ALLEA sieht zwei Hauptgründe, warum Autor*innen in Predatory Journals veröffentlichen:

  • Die Unkenntnis der Forschenden über die Kriterien zur Unterscheidung von seriösen und räuberischen Zeitschriften und 
  • die bewusste Veröffentlichung in einem Predatory Journal in der Hoffnung, dadurch die eigene Karriere zu befördern.

Um dem entgegenzutreten fordert die ALLEA ihre Akademien auf, zum einen verfügbare Ressourcen, Instrumente und Dienste einzuführen und zu fördern, die Forscher*innen bei der Auswahl von Qualitätszeitschriften helfen. Darüber hinaus sollen den Forschungsförderungsorganisationen, Forschungs- und anderen Hochschuleinrichtungen Empfehlungen ausgesprochen werden, keine Gelder mehr für die Zahlung von Article Processing Charges (APC) an Open-Access-Zeitschriften zu verwenden, die predatory practices anwenden. 
Zum anderen empfiehlt die ALLEA den Akademien, Reformen der Forschungsbewertungspraktiken im Einklang mit der San Francisco Declaration on Research Assessment (DORA) und der Coalition for Advancing Research Assessment (CoARA) durchzuführen und sich dafür einzusetzen. So würden die Bewertungen auf dem Inhalt der Publikationen, anstatt auf zeitschriftenbasierten Metriken basieren.

Stärkung von non-profit Publikationsmodellen

Als weiteren Grund für das Erstarken von Predatory Practices sieht die ALLEA die fortschreitende Kommerzialisierung der akademischen Publikationskultur. Akademien, Gelehrtengesellschaften und Institutionen in Europa werden daher in der Stellungnahme aufgefordert, die nicht-kommerzielle Publikationspolitik nachdrücklich zu unterstützen und Ressourcen für die Entwicklung alternativer, gemeinnütziger offener Plattformen für das wissenschaftliche Publizieren beizusteuern. wie sie beispielsweise von Open Research Europe, Wellcome Open Research und HRB Open Research betrieben werden. 

 

 

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